Heute hab ich mich das erste Mal mit Eva getroffen, sehr symphatisches Mädl. Sie schreibt selber gerade an ihrer Diplomarbeit und hat sich als Tutorin gemeldet um mich quasi zu betreuen, wenn ich Hilfe brauche. Da ich gestern den ganzen Tag daheim verbrachte (bis auf einen kleinen Spaziergang) und gearbeitet/gelernt hab, war ich heute sehr froh, dass sie gefragt hat, ob wir uns treffen wollen, zwecks Kaffee trinken, spazieren gehen und bissl plaudern.
Nachdem uns das Wetter wohlgeSonnen war, kalt aber schön klar, haben wir uns zu einem Spaziergang entschlossen. Wenn man vom Zentrum mit der Straßenbahn 4 bis zur Endstation fährt, steht man im Stadtteil Bory und direkt vor einem großen Park. Auch wenn Park ein wenig untertrieben ist, ich würde es eher, auf schön wienerisch, als Naherholungsgebiet bezeichnen.



Aus unserem kleinen Spaziergang wurde ein zweistündiger Marsch durch den Wald, über Wiesen, vorbei an einer Menge Skifahrern, Rodlern, Hunden und anderen. Sie hat auch erzählt, dass es dort Grillplätze gibt und im Sommer immer sehr viel los ist. Glaub ich ihr sofort. Jedenfalls hab ich heute für ca. 1000 Aktivitäten zugesagt und versprochen ich werde mal mitkommen...bis hin zum Gratis-Salsakurs eines Studenten *lach*. Na schau ma mal. Wir verstehen uns jedenfalls super und Eva wird mir auch ein wenig Tschechisch beibringen, solange ich hier bin.
Als wir dann mit roten Winterbacken und sehr zufrieden wieder im Stadtzentrum ankamen, sind wir noch an der Sprachschule vorbeigewandert, an der ich privat ein paar Stunden halten werde und dann ist Eva heim und ich noch bisschen einkaufen. Es leben die Sonntagsöffnungszeiten :-)
Am Heimweg hatte ich meinen ersten Schwarzkappler in der Straßenbahn. Momentan scheinen mich die zu lieben, verfolgen mich sogar bis in die Tschechei. Als besonders klug ist es in diesem Falle auch einzustufen, wenn man alle bis dato schon gelösten Fahrscheine am selben Fleck im Geldbörsl aufbewahrt. Dies führt bei einer Kontrolle unweigerlich zu unkontrolliertem Herumsuchen, peinlich berührtem Grinsen und leicht hilflosem Blick. Meinerseits natürlich. Schlußendlich dachte ich den richtigen Fahrschein in der Hand zu haben, hab ihn Mr. Blackcap unter die Nase gehalten. Er schien zufrieden. Nur ich nicht, denn auf dem Schein stand 18:17 Uhr, es war gerade mal 18:05. Immer diese Zeitverschiebungen *tsts*. Bis ich geschnallt hatte, dass auf dem Fahrschein die Zeit steht, BIS zu der dieser gilt, nicht die AB wann, hatte ich mein Börsl noch 3x zerlegt (in Annahme der gezeigte Fahrschein sei von gestern und Mr. Blackcaps zufriedener Blick rühre nur daher, dass er insgeheim schon die Messer wetzte...auf die Idee aufs Datum zu achten kam ich natürlich nicht). Mr. Blackcap war inzwischen längst dabei eine Dame aufzuschreiben (man erwischt doch immer jemanden) und ich gerade dabei meine Haltestelle zu verpassen. Jetzt hatte ich mir endlich gemerkt wie sie heißt...nein, das stimmt nicht ganz. Ich habe mir aber immerhin gemerkt, dass es die einzige auf der langen geraden Strecke ist, die diesen unaussprechlichen rsch-Laut im Namen hat...das heißt, wenn die nette Stimme aus dem off ein Wort sagt, das ich definitiv nicht aussprechen könnte, dann muss ich aussteigen. Gestern war ich noch nicht soweit und bin aus lauter Panik eine Station zu früh ausgestiegen. Wer weiß, es kann ja sein, wenn man eine zu weit fährt, dass die nächste Station 20km weit weg ist und auch in die Gegenrichtung keine Straßenbahn fährt (Rückweg liegt auf der anderen Flussseite, keine Brücke, etc. etc. ...kennt man doch alles). Um diese völlige Verlorenheit zu vermeiden bin ich eben eine zu früh ausgestiegen. Um heute dann zu merken, nein, die Welt ist nicht nach meiner Station zu Ende. Also danke lieber Schwarzkappler für die temporäre Verwirrung und mein damit verbundenes zu weit fahren, denn das ist definitiv eine Information, welche man sicher einmal brauchen kann.
Genug gelabert, jedenfalls kenn ich jetzt das Umland meiner Straßenbahnhaltestelle (ich bin tatsächlich noch nie bei der richtigen ausgestiegen), hatte einen schönen Tag und bin gespannt auf morgen, wenn ich an der Uni alle Leute kennen lernen werde.

In diesem Sinne,
ein Gruß vom Murmeltier

Ich finde es übrigens interessant, welche Farben gewisse Teesorten annehmen können...und nein, es handelt sich hier nicht um den allseits beliebten "Hulk-Tee"...sehr spannend!

...frisch in Pilsen eingetroffen.
Nachdem ich schon ne halbe Stunde vor meinem Wecker wach war, hatte ich doch tatsächlich die Zeit für Tee, Frühstück UND duschen. Bin furchtbar stolz auf mich.
Aber zur eigentlichen Reise. 9:32 hieß es lt. Fahrplan, Wien Meidling nach Praha. Eigentlich wollte ich um dreiviertel neun von daheim weg, hat natürlich ned geklappt (bitte ICH war nicht schuld) und es haben die Verzögerungen aufgrund von Schneefahrbahn schon am Weg zur U-Bahn begonnen. Schwerer Koffer (schlecht), mit Rollen (gut) auf Schneefahrbahn (schlecht fürs Vorankommen, gut für die Nutzung als Schneepflug). Egal, trotzdem 20 nach 9 in Meidling eingetrudelt, sprich ich hatte noch genug Zeit um meine letzten paar Euros in Reiseproviant anzulegen. Plötzlich tippt mir von hinten jemand auf die Schulter "Ja servas Mausl!"...Connie, die 45min Verspätung von Leobersdorf reinhatte. Wieder gut (Connie nochmal kurz sehn) aber schlecht (massive Zugverspätungen). Ein Blick auf die Anzeigentafel hat es dann bestätigt, 10 Minuten Verspätung für meinen Zug. Dazu gab es im Minutentakt Durchsagen die weitere Ausfälle und Verspätungsmeldungen bekannt gaben. Der Sprecher hat wohl heute morgen das kürzeste Streichholz gezogen oder ne Wette verloren, denn ich will nicht wissen, wieviele Leute dem heute die Pest an den Hals gewunschen haben. Unsere Vermutung, dass ihn, nach einer plötzlich abreißenden Durchsage wohl grad wer erschlagen hat, bewahrheitete sich nicht, denn kurz drauf gings schon wieder los. "Aufgrund der Witterungsverhältnisse...Zugausfall...!".
Dann wars 5 nach halb, früh genug, dass mein Zug zumindest mal in den Verspätungsmeldungen erwähnt wurde. Dann gabs ne Bahngleisänderung, was ja eigentlich irrelevant wäre, wenn wir nicht kurz vor geplanter Abfahrtszeit (so zehn vor zehn inzwischen) auf Bahnsteig rauf wären, um dort auf der Bahnsteigsanzeige gerade noch ein kurzes "Hamburg-Altona" aufblitzen zu sehen (...min Verspätung), welches sich dann plötzlich in ein "Maribor" verwandelte. In Geographie hat der wohl ned aufgepasst, denn wer es schafft mit dem Zug nach Hamburg über Maribor zu fahren oder umgekehrt, dem gebührt mein höchstes Lob. Mein Zug war immer noch bei Abfahrtszeit 9:49, spannend, dass jetzt gerade der nach Maribor (Abfahrt 10:03) einfuhr. Nachdem sie uns kurz teils schimpfend, teils nur mehr panisch lachend im Regen (nein, Schnee) stehen ließen, gabs dann doch wieder ne Bahngleisänderung, aber wenigstens nur eine zum einmal umdrehn...lange Rede, kurzer Sinn, nach über einer halben Stunde Verspätung fuhr mein Zug ein, mein reservierter Sitzplatz im vordersten Waggon (wir natürlich beim hintersten gewartet, was sonst?), mein Koffer ein klein wenig zu breit um ihn schön durch die Gänge zu rollen (und hab ich schon erwähnt, dass er echt schwer war?), also Morgensport zum vordersten Waggon, reinghupft, verabschiedet und los gings. Drinnen war alles reserviert, trotzdem saß ich mit geschätzten 5 Leuten im Wagen (Großraum, ned Abteil). Hat mich irgendwie an Langoliers erinnert (schlechter Film, ned anschaun, Buch lesen), wo plötzlich alle (bis auf ein paar natürlich, sonst tät der Film recht fad sein...fader als eh schon) Fluggäste aus einem (fliegenden) Flieger verschwinden. Egal, so hatt ichs sehr gemütlich und los ging die Reise.
Nach kurzer Zeit war ich über der Grenze, Tschechien hat mich sehr winterlich empfangen...soviel Schnee hab ich glaub ich den ganzen Winter noch nicht gesehn.
Die restliche Reise verlief unkompliziert und trotz fast 25min Verspätung in Prag, habe ich es problemlos geschafft meine gefühlten 100 kg Gepäck vom Bahnsteig Nr. 3 runter in den Durchgang, weiter runter in die Shopping*?*mall, weiter runter in die Kassenhalle zu schleppen um ein Ticket nach Pilsen zu kaufen, und nur um dann wieder rauf mall, rauf in den Durchgang, rauf auf Bahnsteig Nr. 3 zu wandern, wo nämlich dann auch mein Anschlusszug nach Pilsen wegging. Konnte mich aber eh ned erschüttern, die Kenner unter euch erinnern sich an den Ticketkauf am Moskauer Bahnhof vor zweieinhalb Jahren, da is Prag eh a Schaß dagegen.
Und nach 90min war ich dann auch schon in Pilsen und wurde von meiner total netten, deutschsprechenden Vermieterin mit dem Auto abgeholt (WAS für ein Luxus, danke Lenka!).
Dann mal ne Runde tratschen, Zimmer beziehen und jetzt werd ich mirs wohl gemütlich machen. Morgen gehts dann ab auf die Uni und in die Stadt zwecks alles kennenlernen. Bin ja schon gespannt ob ich hinfind...
...und um auch gleich bissl mit meinem tollen Zimmer zu protzen, hier ein paar Fotos. Ich wohn im unteren Stock eines Zweifamilienhauses, hab ein eigenes Bad und teile mir die große Küche mit 2 anderen Studentinnen, die aber erst am Wochenende wieder kommen.

mein neues Zimmer



die Küche



und meine neue Aussicht (leider bissl verschwommen)



lg
euer Murmeltier

Da ist es also wieder, das Murmeltier...auf seinem Weg um andere Länder zu erforschen. Es war ja jetzt, zugegebenermaßen sehr lange still, was nicht heißen soll, es gibt mich nicht mehr.
Ich heiße euch also herzlich Willkommen, mich auf mein nächstes Abenteuer zu begleiten. Diesmal geht es nicht ganz so weit weg, aber es wird nicht minder spannend werden, das verspreche ich euch.

Herzlichst
Das Murmeltier